Die 7 Facetten innerer Widerstände Teil 2

Im zweiten Teil möchte ich gerne auf die inneren Widerstände eingehen, die uns immer wieder begegnen, wenn wir etwas nicht akzeptieren.

Ich habe 7 verschiedene Facetten identifiziert. Meistens sind 2 oder 3 der Facetten in uns aktiver. Natürlich erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, vielleicht kennst du noch andere Facetten. Gleich stelle ich sie dir vor.

Im dritten Teil schildere ich ein paar Möglichkeiten, wie du damit versöhnlich umgehen kannst.

Widerstand als solches ist zunächst einmal nichts Schlechtes. Er kümmert sich um dein Wohlergehen. Er ist dein Hüter deiner Sicherheit, liebt Beständigkeit, und lebt auch in dem Gewohnten, das kennt er und kann dieses managen. Vieles ist in uns automatisiert worden, da es uns Energie spart. Er will die Stabilität für dich erhalten und will das erhalten, was dir bisher nützlich und sinnvoll war. Er bringt dadurch Kontinuität in dein Leben.

Schwierig wird es dann, wenn du dich entschließt etwas zu verändern, du auf eine Situation flexibel eingehen willst, mal etwas ganz anderes tun willst oder du dich auf ganz neue Wege begibst.

So kommt es immer auf das Ausmaß deines Widerstandes und seine Hartnäckigkeit an.

1. Protest

„Ich bin erst mal gegen alles, und das auch manchmal ganz schön laut und vehement. Aus Prinzip oder Opposition.“

In der Pubertät haben wir, wenn alles gut lief, diese Haltung extrem ausgelebt. Da war es auch wichtig, um uns zu finden. Doch jetzt als Erwachsener wirkt es manchmal wie ein Spielverderber. Du machst Anderen schlechte Laune, bestrafst dich selber, weil du nicht Mitspielen willst. So eine Antihaltung ist anstrengend, vor allem für deine Mitmenschen.

Ich kenne einen Mann, der sich extrem so verhalten hat, so war es auch für mich sehr anstrengend. Ich habe dann später lieber Dinge alleine getan, als ewig in diesen unleidlichen Diskussionen zu verharren.

Versteh mich bitte nicht falsch, Protest ist an bestimmten Stellen wichtig, und es ist auch gut Position zu beziehen. Doch es gibt einen feinen Unterschied zwischen Anti und Konstruktiv, ich bin bereit für eine Diskussion für den bestmöglichen Konsens.

2. Starrsinn

„Ich sehe das gar nicht ein etwas zu verändern, das war schon immer so und das ich finde das gut so. – Das ist mit Sicherheit nicht mein Problem, wenn dich was stört, dann kümmere dich darum. – Ich finde das, wie es ist wunderbar und möchte nichts verändern. Diesen neumodische Firlefanz brauchen wir nicht.“

Veränderung wird nicht gewünscht. Bestehendes hat einfach einen großen Wert. Vielleicht kennst du das?

3. Pseudoaktivität

„Ich bin erst mal viel zu beschäftigt, um etwas anderes zu machen. Also erst mal muss ich noch das und das und das … machen. – Erst muss ich noch putzen, bevor ich diesen Artikel schreibe. – Lieber telefoniere ich doch mit meiner Freundin, als bei dem lästigen Vermieter anrufen.“

Du versteckst dich in tausend Tätigkeiten, hast das Gefühl, du bist sehr aktiv und vor lauter Aktivitäten schiebst du das, was wirklich wichtig ist, oder was eigentlich eine Priorität von dir werden wollte, lässig beiseite. Einer meiner Lieblings-Widerstände. „Ohne sauberen Schreibtisch fang ich gar nicht an und eigentlich wäre Fenster putzen jetzt auch noch dran“: Vielleicht kommt dir das bekannt vor?

4. Langeweile und Resignation

„Es ist doch immer das gleiche, da geh ich nun ein paar Schritte auf mein Ziel zu, fange mit Spaß und Enthusiasmus an, und plötzlich wie von Zauberhand interessiert es mich nicht mehr.“

Vielleicht kennst du das, du fängst etwas begeistert an, stellst fest, oh das ist doch viel schwieriger als gedacht und da muss ich richtig Zeit investieren, oder mich hinein knien. Hmm, dann war es doch wohl nicht das Richtige. Vor 2 Jahren habe ich ein Fernstudium angefangen – da ging es mir so – mit jeder Aufgabe wurde es schwieriger, jedes Mal wollte ich aufgeben, das ist zu schwer, ich kann das nicht …nur die Taktik der ganz ganz kleinen Schritte (davon in Teil 3 mehr) hat mir geholfen weiter zu gehen und einen tollen Abschluss hinzulegen.

Ich muss mich auch immer wieder an Erfolge erinnern, die ich schon gehabt habe. Das motiviert mich.

5. Entwertung

Ein naher Verwandter in ähnlichem Kleid.

„Das was ich machen möchte ist nichts wert, also fang ich doch lieber gar nicht an. Wer hört mir schon zu, was hab ich doch schon zu sagen? – Ich krieg ja mein Leben selber nicht auf die Reihe, also was soll ich dann anderen sagen.“

So oder ähnlich, auf jeden Fall tut es mir beim Schreiben schon weh. Es hat etwas sehr entwertendes an sich. Du bleibst in diesem Zustand wirklich in deiner Komfortzone hängen, dieser Zustand ist dir vertraut, gibt dir vermeintliche Sicherheit. Es braucht viel Geduld, liebevolle Schritte und sehr viele kleine Erfolgserlebnisse, um die eigene Komfortzone allmählich immer weiter zu dehnen.

6. Wenn schon, dann Radikal – ein/e Meister/in im Crashkurs

„ Jetzt wird alles anders, ich schmeiße alle meine Lebensmittel weg, kaufe nur noch Bio und ernähre mich vegan. – Also nein diese Stadt, dieser Job, auch und überhaupt das ist alles nichts für mich, ich gehe in eine neue Stadt und suche mir einen super Job, neue Freude… dann wird alles gut.“

Sehr Radikal, es kostet immer viel Kraft und hat jedes Mal etwas Entwurzelndes. Doch auf die Idee, den Weg sanfter zu gestalten, kommst du gar nicht in dem Moment. Langfristig nimmst du dich ja immer mit und kommst wieder an den gleichen Punkt an.

 7. Hin und her – du kannst dich nicht entscheiden

„Ja das rote Kleid ist toll, aber das blaue Kleid steht mir auch sehr gut. –  Also der Kurs ist super und den Kurs möchte ich aber auch noch gerne machen, ach beides ist zu teuer, hmm, dann mach ich lieber gar keinen.“

Kennst du das? Du kannst dich nicht entscheiden. In dir werden die Dinge hin und her bewegt, so dass du am Ende gar nichts tust, oder alles nur halbherzig. Ein inneres Dilemma hat die Oberhand. Ein sehr unbefriedigender Zustand. 3 Fragen helfen mir oft in diesen Situationen:

  1. Was ist mir wirklich wichtig?
  2. Was habe ich für eine Vision von meinem Leben und was unterstützt mich auf diesen Weg am besten?
  3. Und was fühlt sich für mich wie ein Porsche oder Mercedes an?

Hin und Her ist nicht leicht und immer, wenn ich mich darin bewege merke ich: Ich brauche noch eine Information, es ist noch nicht ganz rund, und ich gehe weiter auf Spurensuche, dann kann ich gut eine Entscheidung treffen. Und ist sie erst einmal gefallen, gestaltet sich alles weitere viel leichter.

Lust zum Ausprobieren:

  • Gibt es etwas in deinem Leben, was du gerne verändern würdest?
  • Welche Facette in Form deines Widerstandes tritt bei dir besonders hervor?

Denn Widerstände erkennen, heißt sie zu benennen und zu akzeptieren – „Ja“, so ist es im Moment.

Damit bist du wieder handlungsfähig und kannst eine Wahl treffen, will ich etwas ändern oder nicht! Dein System entspannt sich, denn es muss sich nicht mehr verstecken. Und du kannst bewusst deine Muster unterbrechen und eine neue Lösungsstrategie wählen.

Im dritten Teil zeige ich Wege für einen möglichen Umgang mit deinem inneren Widerstand.

Umarme deine Widerstände, man tut ihnen meistens unrecht, denn sie wollen dir Gutes.

Ilka